Unternehmensbewertung KMU: Wie viel ist mein Unternehmen wert?
Wir zeigen, was kleine und mittlere Unternehmen im Zuge einer Unternehmensbewertung beachten sollten und welche Risiken es gibt.
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Mehr Alle SteuertippsDie Bewertung eines Unternehmens wird stark und oft diskutiert, da es kein allgemeingültiges Regelwerk zur Durchführung gibt. Dennoch kann es aus den unterschiedlichsten Gründen helfen, den Wert einer Firma zu ermitteln. Dabei gibt es verschiedene Verfahren und Methoden, die dafür angewendet werden. Sie planen eine Unternehmensbewertung? Fallbeispiele verschiedener Methoden zur Ermittlung finden Sie hier.
Zur Bewertung eines Unternehmens können verschiedene Verfahren angewendet werden. Der Wert einer Firma kann im Grunde durch drei Arten ermittelt werden: Substanz, Erfolg bzw. Kapital und Markt. Je nach gewählter Methode werden Aspekte dieses Bereichs genutzt, um eine Bewertung des Unternehmens vorzunehmen. Im Rahmen dieser drei Bereiche können unterschiedliche Methoden zur Unternehmensbewertung genutzt werden:
Substanz | Erfolg & Kapital | Markt |
---|---|---|
Substanzwert-Methode | Ertragswertverfahren | Venture-Capital-Methode |
Discounted Cash-Flow-Verfahren | Multiplikatoren-Verfahren |
Die Substanzwert-Methode geht im Grunde einfach davon aus, dass ein Unternehmen so viel wert ist wie die Summe seiner Teile – dem Liquidationswert, also dem Marktwert des Firmenvermögens abzüglich aller Schulden. Da bei dieser Methode weder die immateriellen Werte noch die zukünftige Ertragslage berücksichtigt werden, ist diese als alleiniges Mittel zur Wertermittlung weniger geeignet. Dennoch lässt sich damit gut ein „Mindestpreis“ festlegen. Als Verkäufer sollten Sie diesen nicht unterschreiten, was auch dem Käufer klar sein sollte, denn ein Verkauf unter dem ermittelten Liquidationswert wäre unangemessen.
Ein Einzelunternehmer namens Müller führt ein kleines Geschäft, das er gemietet hat, und möchte dieses aus Altersgründen an Herrn Schulz verkaufen. Der vorsteuerliche Umsatz betrug in den letzten Jahren rund 25.000 € pro Jahr. Wäre er angestellt, würde der Einzelunternehmer ca. 30.000 € jährlich verdienen.
Vermögensgegenstände/Schulden | Anschaffungskosten | Aktueller Buchwert | Wiederbeschaffungskosten | Erzielbare Einzelveräußerungserlöse |
---|---|---|---|---|
Ladeneinrichtung | 10.000 € | 3.000 € | 4.500 € | 1.500 € |
Kleintransporter | 20.000 € | 9.000 € | 12.000 € | 10.000 € |
Waren | 17.000 € | 15.000 € | 17.000 € | 8.000 € |
Forderungen | 2.500 € | 2.500 € | 2.500 € | |
Verbindlichkeiten | -16.000 € | -16.000 € | -16.000 € | |
Buchvermögen | 13.500 € | |||
Teilproduktionswert | 20.000 € | |||
Liquidationswert | 6.000 € |
Daraus ergibt sich, dass das Geschäft zu wenig Profit abwirft und Herr Müller in Anstellung mehr verdienen würde. Da auch zukünftig nicht mit einer hohen Gewinnsteigerung zu rechnen ist, sind beide Parteien sich einig, dass ein Kundenstamm zwar existiert, diesem jedoch – da das Geschäft wenig profitabel ist – kein wirtschaftlicher Wert zugeschrieben werden kann.
Der Unternehmenswert setzt sich einzig aus den materiellen Wirtschaftsgütern zusammen, da weder ein Formenwert noch immaterielle Güter vorhanden sind. Der Mindestwert der Liquidation liegt daher bei 6.000 €, die Obergrenze liegt bei 20.000 €. Gesetzt den Fall, beide Parteien einigen sich auf den Mittelwert (13.000 €), profitieren alle Beteiligten von einem Verkauf.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Keine Zukunftsprognosen notwendig = einfache Anwendung | Keine Berücksichtigung von Zukunftsfähigkeit, Kundenstamm und Wettbewerbssituation |
Aufstellung der Wiederbeschaffungswerte | Profitabilität des Unternehmens fehlt |
Zahlenmaterial für Wiederbeschaffungskosten muss geschätzt werden |
Beim Ertragswertverfahren wird der Wert eines Unternehmens mithilfe der zukünftigen Einnahmenüberschüsse (EÜR) ermittelt. Damit werden die Anlagealternativen des Käufers berücksichtigt, der sein Kapital verzinst anlegen und maximal so viel für eine Firma ausgeben möchte, wie sie in Zukunft abwirft. Um ein Gefühl für die Gewinnsituation zu bekommen, eignet sich diese Methode.
Dennoch ist für eine konkrete Aussage eine gleichbleibende Situation notwendig. Der Fokus in diesem Verfahren liegt auf der Frage, was sich mit dem Unternehmen auf Dauer erwirtschaften lässt. Dafür zieht man in der Regel die vorsteuerlichen Betriebsergebnisse der vergangenen drei Jahre, des laufenden Geschäftsjahres sowie die Planzahlen der nächsten Jahre heran. Das Vorgehen ist wie folgt:
Beim Ertragswertverfahren ist zu bedenken, dass die Gewinne des vorherigen Inhabers lediglich Anhaltspunkte für den eigenen Erfolg sind. Ein Besitzerwechsel hat meist auch Auswirkungen auf das Unternehmen und dessen Ertrag. Darüber hinaus können sich auch Wettbewerbsverhältnisse sowie die Konjunktur mit den Jahren ändern.
Zur Vorbereitung der Unternehmensbewertung hat Floristin Schneider einige Zahlen ermittelt. Der Kundenstamm des Unternehmens ist gefestigt und aufgrund bereits geschlossener Verträge ist ein auch in der Zukunft identisches Betriebsergebnis plausibel. Zur Bewertung des Unternehmens geht man hier wie folgt vor:
2016 in € | 2017 in € | 2018 in € | 2019 in € | |
---|---|---|---|---|
Betriebsergebnis | 34.000 € | 28.500 € | 30.600 € | 30.000 € |
Außerordentliche Erträge (Verkauf eines Lieferwagens z.B.) | -5.000 € | |||
Außerordentliche Aufwände (Reparatur aufgrund eines Wasserschadens, Spenden etc.) | 2.000 € | |||
Kalkulatorischer Unternehmerlohn | -27.000 € | -27.000 € | -27.000 € | -27.000 € |
Korrigiertes Betriebsergebnis | 2.000 € | 3.500 € | 3.600 € | 3.000 € |
vor Steuern und Zinsen |
Die Rechnung lautet: (2.000 + 3.500 + 3.600 + 3.000) / 4 = 3.025 €
Bei großen Unternehmen können hier standardisierte, kapitalmarktbezogene Risikoprämien angewendet werden. Bei KMU scheiden diese aus. In diesem Fall ist eine individuelle Bewertung nötig – aufgrund der Abhängigkeit vom Inhaber sowie betriebsspezifischen Risikofaktoren. Als Faustregel gilt: Je niedriger das Risiko, desto niedriger der Zinssatz. In der Regel liegen die Zuschläge bei 4 bis 15 %. Frau Schneider bewertet gemeinsam mit Ihrem Berater den Risikozins auf 9 %. Der Zinssatz für langjährige Bundesanleihen liegt nach der Ermittlung bei 2,32 %. Daraus ergibt sich nach der Addition beider Beträge ein Kapitalisierungszinssatz von 11.21 %.
3.025 € / 11,32 x 100 = 26.722 €
Zusammenfassend lässt sich sagen: Bei einem Kaufpreis dieser Größenordnung und stagnierenden Gewinnen bräuchte der Käufer in diesem Fall 11 Jahre, um das eingesetzte Kapital zurückzubekommen.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Fokus auf Gewinn (inkl. Geschäftsführerlohn) | Subjektive Wahl des Kapitalisierungszinssatzes beeinflusst das Ergebnis |
Einfache Rechnung | Vorherige Gewinne sind nur begrenzt aussagekräftig |
Anpassbar im Hinblick auf Gewichtung der Daten aus Vergangenheit und Zukunftsprognosen |
Im Grunde gleicht das Discounted Cashflow-Verfahren (kurz DCF-Verfahren) dem Ertragswertverfahren: Die Größe des Überschusses wird auf den Gegenstandswert abgezinst. Beim DCF-Verfahren zieht man jedoch den zukünftigen Cashflow zur Berechnung heran. Dabei werden Ein- und Auszahlungen eines bestimmten Zeitraums gegenübergestellt. Für das DCF-Verfahren ist dabei der indirekte Cashflow entscheidend. Da es bei dieser Methode nicht um die Logik der Steuer geht, sondern um die Unternehmenskraft zur Eigenfinanzierung, müssen hier Abschreibungen hinzugerechnet werden.
Der Fokus dieses Verfahrens liegt dabei auf der zukünftigen Entwicklung der Erträge, es ist also rein zukunftsorientiert. Damit eignet sich das Discounted Cashflow-Verfahren für Unternehmen, die bereits länger am Markt bestehen, kontinuierlich wachsen und gleichmäßige Gewinne aufweisen.
Für ein Unternehmen wird eine Maschine für 10.000 € angeschafft. Der Betrag fließt jedoch nicht gebündelt vom Konto runter. Betriebswirtschaftlich und steuerlich wird die Maschine über einen bestimmten Zeitraum genutzt (hier: 10 Jahre), daher werden im Jahresabschluss 10 Jahre lang je 1.000 € als Abschreibung angegeben. Dadurch sinkt der Jahresüberschuss, was sich wiederum negativ auf das Bild des Unternehmenswerts auswirkt, obwohl das Geld erwirtschaftet wurde. Daher müssen besagte Abschreibungen hinzugerechnet werden. Nach erfolgreicher Ermittlung des Cashflows wird dieser meist für 3 Jahre hochgerechnet und auf den Kapitalwert abgezinst.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Fokus auf Eigenfinanzierungskraft des Unternehmens | Subjektive Wahl des Kapitalisierungszinssatzes beeinflusst das Ergebnis |
Zahlen sind vorhanden | Bisherige Ergebnisse sind nur begrenzt aussagekräftig |
Anpassbar im Hinblick auf Gewichtung der Daten aus Vergangenheit und Zukunft |
Beim Multiplikatorenverfahren wird der Wert eines Unternehmens durch Verhältniskennzahlen abgeleitet. Der Multiplikator ist dabei das Ergebnis des realisierten Marktwertes (der Verkaufspreis eines vergleichbaren Unternehmens) im Verhältnis zum Umsatz oder Gewinn des Unternehmens, das zum Verkauf steht. Dieser Faktor wird mit dem (prognostizierten) Gewinn vor Zinsen und Steuern multipliziert. Damit lässt sich eine erste Größenordnung schaffen, wie hoch die branchenüblichen Preise für Unternehmen dieser Art sind. Je optimaler der Multiplikator zum Unternehmen passt, desto aussagekräftiger ist das Ergebnis.
Um den richtigen Multiplikator zu wählen, sollte die passende Vergleichsgruppe nach Branche und Größe herangezogen werden. Dafür gibt es sogenannte „Multiples-Tabellen“ der KfW, die Minimum- und Maximum-Multiplikatoren angeben. Damit lässt sich die Preisspanne ermitteln, in der sich die Mehrzahl der vergleichbaren Unternehmen bewegt. In einzelnen Fällen kann der endgültige Preis auch außerhalb dieser Spanne liegen. Durchschnittlich liegt die Spanne zwischen 4,5 und 6,5, doch schon durch unterschiedliche Branchen können die Werte höher oder niedriger liegen.
Folgende Frage sollte sich der Verkäufer stellen, um den richtigen Multiplikator zu wählen:
Gesetzt den Fall, Sie möchten ein Unternehmen aus der Branche der Nahrungs- und Genussmittel kaufen, das einen Umsatz von 20 Mio. € vorweisen kann. In diesem Fall eignen sich branchenüblich Multiplikatoren von 4,4 bis 6,5. Für den Minimalpreis ergibt sich daraus ein Unternehmenswert von 19 Mio. €. Der Maximalpreis liegt bei 26,4 Mio. €.
Ebendieses Unternehmen erwirtschaftet einen EBIT (Betriebsergebnis) von 0,3 Mio. €. Hierbei wird zur Ermittlung des Minimalpreises der Faktor 7,5 genutzt. Daraus ergibt sich ein Unternehmenswert von 2,25 Mio. €. Im Falles Maximalpreises rechnen Sie mit dem Faktor 9,5, woraus sich ein Unternehmenswert von 2,85 Mio. € ergibt.
Die große Differenz der Ergebnisse aus den Berechnungen zum Umsatz und zum EBIT zeigen, dass das Unternehmen einen für diese Branche unterdurchschnittlichen Gewinn abwirft.
Für eine individuellere Berechnung empfiehlt es sich, die Hausbank oder einen Steuerberater zur Rate zu ziehen. Dieser wird eine speziell auf Sie zugeschnittene Lösung finden. Geben Sie dafür einfach Ihre Stadt oder Postleitzahl in die Suchmaske ein und finden Sie einen Experten in Ihrer Nähe.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Orientierung am Marktpreis | Keine Berücksichtigung von Rentabilität, Ertragskraft und Wachstumspotenzial |
Einfache Recherche und Rechnung durch grobe Branchen-Passung | Kleinen Unternehmen kann es schwerfallen, aussagekräftige Multiplikatoren zu ermitteln |
Unkomplizierte Durchführung | Unklarheit darüber, wie passend der recherchierte Multiplikator letztlich ist |
Anwendung auch bei fehlenden Ertragsgrößen und unprofitablen Unternehmen möglich |
Die Venture-Capital-Methode kommt insbesondere dann ins Spiel, wenn es um die Bewertung von Startups geht, für KMU eignet sie sich weniger. Sie vereint das Discounted Cashflow-Verfahren mit dem Multiplikatorenverfahren, da diese einzeln bei jungen Unternehmen ohne stabilen Gewinn an ihre Grenzen stoßen. Startups verfügen in der Regel über wenig Kapital, besitzen aber ein hohes Wachstumspotenzial. Oft ist schlicht noch kein Cashflow vorhanden. Dafür eignet sich die Venture-Capital-Methode. Diese basiert auf der Annahme, dass Unternehmen eine phasenweise Entwicklung durchlaufen:
Während in den ersten beiden Phasen noch kein positiver Cashflow erzielt und daher die Venture-Capital-Methode angewandt wird, ändert sich dies meist in der Wachstumsphase. Befindet sich ein Unternehmen in dieser Phase ist es möglich, das Ertragswertverfahren sowie das Discounted Cashflow-Verfahren anzuwenden.
Bei der Venture-Capital-Methode betrachtet man das Unternehmen von der Seite des Käufers bzw. Investors. Dabei errechnet man einen möglichen Preis für einen etwaigen Verkauf. Die Bewertung erfolgt dabei zu einem Stichtag (Exit). Aspekte der Wertermittlung sind hierbei: Renditeerwartung, benötigte Zeit bis zum Exit und Liquiditätsbedarf. Auch die Ermittlung des geplanten Umsatzes in x Jahren sowie der branchenübliche Multiplikator sind aus Erfahrung geeignete Punkte, um den Unternehmenswert zu ermitteln.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Errechnung von Kaufpreisen möglich – trotz fehlender Gewinne und Umsätzen, die sich stark verändern | Komplexe Berechnung, für Laien kaum nachvollziehbar |
Mit der Auswahl der passenden Methode ist der wichtigste Schritt zur Unternehmensbewertung bereits getan. Einigen Sie sich mit dem Verkäufer und ermitteln Sie so den Wert des Unternehmens. Dabei sollten Sie die Motivation dahinter jedoch nicht aus den Augen verlieren. Seien Sie sich bewusst, was Sie erwerben, welche Risiken das mit sich bringt, ob Preis und „Objekt“ in Relation zueinanderstehen und auch, ob der Zeitpunkt, an dem sich die Investition rentieren wird, günstig ist. Was explizit bei der Unternehmensbewertung von KMU zu beachten ist und welche Steuern bei einer Unternehmensnachfolge anfallen, erfahren Sie in unseren weiteren Ratgeberbeiträgen.
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